Die Aussagekraft der Atemfrequenz
Praktische Tipps und Empfehlungen für den Alltag haben ja bis jetzt die wesentlichen Inhalte unserer Artikel ausgemacht. Diesmal gehen wir ein bisschen mehr in die Theorie, welche aber einen wesentlichen Einfluss auf deine praktischen Handlungen haben kann und vor allem helfen wird, deinen Gesundheitszustand zu überwachen.
Frühzeitig gesundheitliche Probleme zu erkennen und nicht zu akzeptieren, also Lösungen zu finden und umzusetzen, kann den Unterschied ausmachen.
Die Frage, die wir in diesem Artikel beantworten werden: Warum kann man die Atemfrequenz als Vitalparameter verwenden und wie kann man diesen Messwert für sich im Alltag nutzen?
Vorab ein paar warnende Worte: Wir sind kein Ersatz für einen Arzt. Alle Empfehlungen die wir hier geben, sind nur Empfehlungen und wir können keine Haftung in jeglicher Hinsicht übernehmen. Dennoch können wir versichern, dass die folgenden Tipps und Hinweise nicht einfach aus dem Hut gezaubert wurden, sondern faktenbasiert sind. Lies dir bitte unseren Haftungsausschluss hier durch.
Was ist die Atemfrequenz?
Zunächst einmal zum ersten Teil der Frage, den wir gerne mit einem Zitat des National Cancer Institute beginnen wollen:
„Die Atemfrequenz ist die Häufigkeit der Atmung (Ein- und Ausatmung) innerhalb einer bestimmten Zeitspanne (normalerweise 60 Sekunden).“
Wie der Herzschlag oder die Körpertemperatur, liefert die Atemfrequenz Einsicht in den gesundheitlichen Zustand des menschlichen Körpers. Es ist also wichtig, zunächst die Atemfrequenz zu messen und anschließend richtig interpretieren zu können.
Schon einmal eine Auswertung eines Bluttestes gesehen? Dann kennst du das Gefühl einen Zettel in der Hand zu halten, und beim besten Willen absolut keinen Schimmer zu haben was all die Kennzahlen und Parameter bedeuten. Deshalb ist es so wichtig zu verstehen, was die gemessene Atemfrequenz bedeutet. Dazu gleich die Hintergründe, aber vorher würden wir noch gerne den Zusammenhang zwischen der Atemfrequenz und Schlafqualität ansprechen.
Im einem der letzten Artikel haben wir einige Tipps darüber gegeben, wie man mit den richtigen Maßnahmen die Schlafqualität erhöhen kann. Wenn du diesen noch nicht gelesen hast, würden wir uns freuen wenn du hier vorbeischaust. In besagtem Artikel haben wir zum Schluss folgende Aussage gemacht:
„Es ist bei all den Tipps zudem zu verstehen, dass nur weil du dich am nächsten Tag nach dem Aufstehen gut fühlst, es nicht heißt, dass du einen erholsamen und qualitativ hochwertigen Schlaf hattest. Immer wenn du glaubst, dass du gut geschlafen hast, heißt das nicht automatisch, dass sich dein Körper optimal regenerieren konnte. Wie man das tatsächlich messen kann, können wir gerne in einem zukünftigen Artikel ansprechen.“
Besagten zukünftigen Artikel, liest du genau jetzt. Du kannst dir jetzt also wahrscheinlich denken, dass die Atemfrequenz ein solcher Parameter ist, mit der man die Schlafqualität messen kann. Die Frequenz variiert dabei in den verschiedenen Schlafphasen und ist grundsätzlich niedriger, als wenn wir komplett wach sind [1].
Welche Atemfrequenz ist normal?
Die mögliche Frage, die dir jetzt unter Umständen auf der Zunge liegt, ist vielleicht, welche Frequenz normal ist.
Die Antwort kann man nicht pauschalieren, weil sie mit dem Alter zusammenhängt. Folgend eine grobe Auflistung von durchschnittlichen Werten:
Neugeborene bis 12 Monate: 30 - 60 Atemzüge/Minute
1 - 2 Jahre alt: 24 - 40 Atemzüge/Minute [4]
3 - 5 Jahre alt: 22 - 34 Atemzüge/Minute [4]
6 - 12 Jahre alt: 18 - 30 Atemzüge/Minute [4]
13 - 17 Jahre alt: 12 - 20 Atemzüge/Minute [4]
18 - 65 Jahre alt: 12 - 20 Atemzüge/Minute [2]
65 - 80 Jahre alt: 12 - 28 Atemzüge/Minute [3]
Über 80 Jahre alt: 10 - 30 Atemzüge/Minute
Man sieht also eindeutig, dass sich ab dem Alter von ungefähr 18, die Atemfrequenz bei 12 - 20 Atemzügen/Minute einpendelt. Im Schlaf liegt die Atemfrequenz/Minute bei durchschnittlich ungefähr 15 - 16.
Bei Kindern ist anzumerken, dass ein sogenanntes „Periodisches Atmen“ auftreten kann. Das bedeutet, dass sie manchmal überdurchschnittlich schnell, langsam oder teilweise für eine kurze Zeit garnicht atmen. Das ist grundsätzlich nichts worüber man sich Sorgen machen muss [5].
Wie kann man die Atemfrequenz messen?
Grundsätzlich kannst du einfach die Auf- und Abbewegung deines Brustkorbes messen. Wie man sich vorstellen kann, wird das im Schlaf für die meisten zum Problem.
Mittlerweile gibt es gute technische, tragbare Messgeräte dafür, die man einfach während dem Schlaf tragen kann.
Was bedeutet eine abnormale Atemfrequenz?
Dafür ist zunächst wichtig zu verstehen, dass eine abnormale Atemfrequenz eigentlich ein Symptom für sich selbst ist, daher also nur eine Andeutung auf eine tiefer liegende Ursache geben kann.
Es gibt einige bekannte Schlafstörungen, die zu einer überdurchschnittlich hohen oder niedrigen Atemfrequenz führen können. Weitere Ursachen dafür, können aber weiters in Asthma, Sodbrennen, Lungenentzündung, allergischen Reaktionen, Herzstillstand oder das exzessive, schädliche Nutzen von Beruhigungsmitteln liegen.
Eine hohe Frequenz kann Ursachen in Angst- und Panikattacken, Asthma, bestimmte chronische Lungenerkrankung und andere Lungenerkrankungen, Lungeninfektionen wie Lungenentzündung, Blutgerinnsel in einer der Lungenarterien und Herzinsuffizienz haben.
Ein medizinischer Notfall ist es, wenn man eine niedrige Atemfrequenz hat, schlaff wird, Schläfrigkeit oder Bewusstlosigkeit auftritt, man einen Anfall hat oder blau wird. Wenn du das bei dir oder bei einer anderen Person merkst, dann ruf sofort die Ambulanz!
Sehr schnelles und flaches Atmen gilt ebenfalls als medizinischer Notfall, wenn es nicht allein durch Angst verursacht wird. Wenn also die Haut, Nägel, Lippen, Augen oder das Zahnfleisch gräulich oder bläulich wird, Schmerzen und ein ziehendes Gefühl in der Brust, Fieber und anstrengendes oder schwieriges Atmen auftritt, dann gilt es ebenso, so schnell wie möglich die Rettung kommen zu lassen.
Zusammenfassend kann man also sagen, dass du zunächst eine Möglichkeit finden solltest, speziell auch im Schlaf deine Atemfrequenz zu messen. Dadurch erkennst du klar und deutlich was normal ist und kannst in weiterer Folge sofort erkennen, wenn sich deine Atemfrequenz abnormal verhält. Falls deine Atemfrequenz nicht in das oben angeführte Schema fällt, musst du dir wahrscheinlich erstmal keine Sorgen machen. Aber es kann hilfreich sein, mit deinem Arzt ein Gespräch zu führen, um sicher zu gehen.
Quellen
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27597768/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29599944/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24329828/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21411136/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/4069810/
Coverfoto geschossen von Patrick Schneider. Hier heruntergeladen von Unsplash.